VO 1 & 2: Rechtsanthro
VO 1
Band I: 1- 105; Band II: 1- 100; Band III:
Rechtsanthropologie
Welche Gerechtigkeitsbegriffe gibt es? Welche Bedeutung hat Streitregelung in einer Gesellschaft? Was ist prozedurale Gerechtigkeit? Die Rechtsanthropologie hat einen ethischen Anspruch und untersucht nicht nur Rechtsvorstellungen, die tradiert sind, Gewohnheitsrecht, Gewalt oder Stereotype in der Sprache. Recht ist DER Ort der sozialen Integration, in den meisten Gesellschaften mit Religion und Verwandtschaft verknuepft. Foren zur Konfliktregelung loesen innergesellschaftliche Interessen, Recht auf Land, Recht auf Kultur oder Reisefreiheit werden von der Rechtsanthropologie unterstuetzt. Recht ist einklagbar. Die Notwendigkeit der rechtlichen Auseinandersetzung entsteht, wenn zwei oder mehr Menschen vereinbaren, was sie miteinander verbindet.
Rechtspluralismus
Alle haben Recht, so gut wie alle haben nicht nur ein Recht. Recht in Oesterreich ist monojuridisch, weil auszerhalb des geschriebenen Rechts keine Rechtsformen gelten. MigrantInnen bringen ihre anderen Rechtsvorstellungen divergierender sozialer Verhaeltnisse mit, plurales Recht hat jedoch im monojuridischen Bereich keine Wirkung. Sichtbar wird dies oft in der Tageschronik. In postkolonialen Staaten, wo europaeische Eingang gefunden haben, wirken auch alte Rechte,die sich inklusive Sanktionen weiterentwickelten. Official law und unofficial law stehen einander rechtspluralistisch gegenueber. Macht, Herrschaft und Politik korrelieren immer mit Recht. Wie kommt Recht zustande, wenn es keine Gesetzestexte gibt? Recht wird immer aus einer Machtposition heraus formuliert, es definiert sich immer als das Herrschende. Problematisch ist die Frage nach der Gueltigkeit des Rechts, das diskutiert wird und nicht freigegeben wird. Erlassenes Recht gilt, ob Recht sein soll oder nicht, schafft Unsicherheit. Legitime und illegitime Herrschaft inkorporieren manchmal subjektive Gerechtigkeit, hier hat die Rechtsanthropologie ihre Stimme zu erheben. Die Moeglichkeiten bestehende Verhaeltnisse zu kritisieren, setzt erst Lernen, dann Aktion voraus. Nachvollziehbare Einsichten oder Meinungen koennen kaum mehr rueckgaengig gemacht werden.
Maroons
In viele Gebieten Suedamerikas leben Maroons, DDr. Werner Zips hat hauptsaechlich in Jamaica geforscht, wo koloniales Recht der Briten galt. Hier gibt es Big Man und Big Women, die spirituelles Recht anwenden.
Tosh, Peter: Video des Songs "Equal Rights" ( 1987), in dem er singt " We want rights and justice".
VO 2
Publikation von Zips, Werner: Black Rebels. Die Vorlesung ist keine philosophische, sondern beruehrt Theorie und Mensch. Wie kann die Rechtsanthropologie arbeiten?
Map 1: Atlantic Slave Trade 1811- 1870
Zehn bis zwanzig Millionen Menschen wurden im transatlantischen Sklavenhandel in die sogenannte Neue Welt verschleppt, von Westafrika in die Karibik, USA und Lateinamerika. Die Zahl der Opfer der Sklaverei belaufen sich bis heute auf zweihundert bis vierhundert Millionen Menschen, Menschen in Afrika und Nachfahren der Versklavten. Vorstellungen, Weltbilder und Kultur wurden als einziges Gut mitgebracht, da die Opfer schon vorher enteignet, und mit nichts als ihrer Koerperbedeckung verschifft wurden. Glaubensvorstellungen und Religionen, Ahnen, Geister und Gottheiten tradierten die Menschen bis heute. Auf politischer Ebene war Selbstherrschaft nicht moeglich, rechtliche Vorstellungen nur in kleinem Ausmasz, weil die Menschen nicht frei waren. Beispiele: In Kuba leben viele Menschen aus Nordnigeria und Kongo ( Spanier), in Jamaica und St. Lucia aus Ghana, in Haiti ( Voodoo) aus Benin und Togo ( Franzosen).
Map 2: The Maroons Presence Map
Maroons leben in Brasilien, Surinam, Venzuela, Kolumbien, Mexico, USA ( Mexico, First Nation Kontakt), Nicaragua, Ecuador, Jamaica.
Map 3: Slave Revolts
1655 Okkupation durch Briten
1739 Permanenter Krieg zwischen Briten und Maroons, sie behaupten sich: Friedensvertrag
Postkoloniale Minderheiten wurden in die Staatenbildung miteinbezogen, aber die " Eingliederung" in die Nation schuf Konflikte. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde die afrikanische Rechtkultur in die Neue Welt transportiert, zusaetzlich galt das koloniale Recht. Ein Jahrhundert nach den Friedensvertrag, im Jahr 1838, galten noch die Slave Codes in den Assemblies, die vor allem Sanktionen, wie Abhacken der Gliedmaszen, Koepfen und andere furchtbare Strafen, manifestierten. 2004 ist das Jahr der Sklaverei, heute sprechen wir von Modern Slavery in Innerafrika mit kollektiver Miszachtung der Menschenrechte. Reparationszahlungen wurden bis heute kaum geleistet.
1864: Kolonialrecht und das Recht der Maroons bildeten schon im 19. Jahrhundert einen Rechtspluralismus.
Map 4: Accompong Town
Accompong war 1995 noch ein Dorf, DDr. Werner Zips beobachtete das soziale Handlungsfeld. Erst in seiner Habilitation stand die Rechtssituation und Sanktionen zur Diskussion. Recht als soziale Kontrolle regelt privatrechtliche Verhaeltnisse und Sanktionen in Jamaica. Recht ist Gewohnheitsrecht, das durch narrative Interviews greifbar wurde.
Film: Eine Dokumentation mit dem Titel " Die mit den Geistern tanzen" von Werner Zips und Said Manafi veranschaulicht spirituelles Recht im Interview.
VO: DDr. Werner Zips, Einfuehrung in die Rechtsanthropologie, Wintersemester 2004/ 2005
Band I: 1- 105; Band II: 1- 100; Band III:
Rechtsanthropologie
Welche Gerechtigkeitsbegriffe gibt es? Welche Bedeutung hat Streitregelung in einer Gesellschaft? Was ist prozedurale Gerechtigkeit? Die Rechtsanthropologie hat einen ethischen Anspruch und untersucht nicht nur Rechtsvorstellungen, die tradiert sind, Gewohnheitsrecht, Gewalt oder Stereotype in der Sprache. Recht ist DER Ort der sozialen Integration, in den meisten Gesellschaften mit Religion und Verwandtschaft verknuepft. Foren zur Konfliktregelung loesen innergesellschaftliche Interessen, Recht auf Land, Recht auf Kultur oder Reisefreiheit werden von der Rechtsanthropologie unterstuetzt. Recht ist einklagbar. Die Notwendigkeit der rechtlichen Auseinandersetzung entsteht, wenn zwei oder mehr Menschen vereinbaren, was sie miteinander verbindet.
Rechtspluralismus
Alle haben Recht, so gut wie alle haben nicht nur ein Recht. Recht in Oesterreich ist monojuridisch, weil auszerhalb des geschriebenen Rechts keine Rechtsformen gelten. MigrantInnen bringen ihre anderen Rechtsvorstellungen divergierender sozialer Verhaeltnisse mit, plurales Recht hat jedoch im monojuridischen Bereich keine Wirkung. Sichtbar wird dies oft in der Tageschronik. In postkolonialen Staaten, wo europaeische Eingang gefunden haben, wirken auch alte Rechte,die sich inklusive Sanktionen weiterentwickelten. Official law und unofficial law stehen einander rechtspluralistisch gegenueber. Macht, Herrschaft und Politik korrelieren immer mit Recht. Wie kommt Recht zustande, wenn es keine Gesetzestexte gibt? Recht wird immer aus einer Machtposition heraus formuliert, es definiert sich immer als das Herrschende. Problematisch ist die Frage nach der Gueltigkeit des Rechts, das diskutiert wird und nicht freigegeben wird. Erlassenes Recht gilt, ob Recht sein soll oder nicht, schafft Unsicherheit. Legitime und illegitime Herrschaft inkorporieren manchmal subjektive Gerechtigkeit, hier hat die Rechtsanthropologie ihre Stimme zu erheben. Die Moeglichkeiten bestehende Verhaeltnisse zu kritisieren, setzt erst Lernen, dann Aktion voraus. Nachvollziehbare Einsichten oder Meinungen koennen kaum mehr rueckgaengig gemacht werden.
Maroons
In viele Gebieten Suedamerikas leben Maroons, DDr. Werner Zips hat hauptsaechlich in Jamaica geforscht, wo koloniales Recht der Briten galt. Hier gibt es Big Man und Big Women, die spirituelles Recht anwenden.
Tosh, Peter: Video des Songs "Equal Rights" ( 1987), in dem er singt " We want rights and justice".
VO 2
Publikation von Zips, Werner: Black Rebels. Die Vorlesung ist keine philosophische, sondern beruehrt Theorie und Mensch. Wie kann die Rechtsanthropologie arbeiten?
Map 1: Atlantic Slave Trade 1811- 1870
Zehn bis zwanzig Millionen Menschen wurden im transatlantischen Sklavenhandel in die sogenannte Neue Welt verschleppt, von Westafrika in die Karibik, USA und Lateinamerika. Die Zahl der Opfer der Sklaverei belaufen sich bis heute auf zweihundert bis vierhundert Millionen Menschen, Menschen in Afrika und Nachfahren der Versklavten. Vorstellungen, Weltbilder und Kultur wurden als einziges Gut mitgebracht, da die Opfer schon vorher enteignet, und mit nichts als ihrer Koerperbedeckung verschifft wurden. Glaubensvorstellungen und Religionen, Ahnen, Geister und Gottheiten tradierten die Menschen bis heute. Auf politischer Ebene war Selbstherrschaft nicht moeglich, rechtliche Vorstellungen nur in kleinem Ausmasz, weil die Menschen nicht frei waren. Beispiele: In Kuba leben viele Menschen aus Nordnigeria und Kongo ( Spanier), in Jamaica und St. Lucia aus Ghana, in Haiti ( Voodoo) aus Benin und Togo ( Franzosen).
Map 2: The Maroons Presence Map
Maroons leben in Brasilien, Surinam, Venzuela, Kolumbien, Mexico, USA ( Mexico, First Nation Kontakt), Nicaragua, Ecuador, Jamaica.
Map 3: Slave Revolts
1655 Okkupation durch Briten
1739 Permanenter Krieg zwischen Briten und Maroons, sie behaupten sich: Friedensvertrag
Postkoloniale Minderheiten wurden in die Staatenbildung miteinbezogen, aber die " Eingliederung" in die Nation schuf Konflikte. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde die afrikanische Rechtkultur in die Neue Welt transportiert, zusaetzlich galt das koloniale Recht. Ein Jahrhundert nach den Friedensvertrag, im Jahr 1838, galten noch die Slave Codes in den Assemblies, die vor allem Sanktionen, wie Abhacken der Gliedmaszen, Koepfen und andere furchtbare Strafen, manifestierten. 2004 ist das Jahr der Sklaverei, heute sprechen wir von Modern Slavery in Innerafrika mit kollektiver Miszachtung der Menschenrechte. Reparationszahlungen wurden bis heute kaum geleistet.
1864: Kolonialrecht und das Recht der Maroons bildeten schon im 19. Jahrhundert einen Rechtspluralismus.
Map 4: Accompong Town
Accompong war 1995 noch ein Dorf, DDr. Werner Zips beobachtete das soziale Handlungsfeld. Erst in seiner Habilitation stand die Rechtssituation und Sanktionen zur Diskussion. Recht als soziale Kontrolle regelt privatrechtliche Verhaeltnisse und Sanktionen in Jamaica. Recht ist Gewohnheitsrecht, das durch narrative Interviews greifbar wurde.
Film: Eine Dokumentation mit dem Titel " Die mit den Geistern tanzen" von Werner Zips und Said Manafi veranschaulicht spirituelles Recht im Interview.
VO: DDr. Werner Zips, Einfuehrung in die Rechtsanthropologie, Wintersemester 2004/ 2005
Labels: anthrotips
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