World Bubbles go Foam
1 Loon
Nach anfaenglichen Schwierigkeiten sich dem Thema in geeigneter Art und Weise zu naehern, gelang es mir mittels Recherche im Internet mich mit den Quellen und Zusammenhaengen auseinander zusetzen. Ein schwieriges Thema, keine Antworten auf Anfragemails, Literatur, die in den Bibliotheken nicht auffindbar war, mangelnde gesetzliche Gleichstellung, wie zum Beispiel die Aberkennung der Gueltigkeit der Zeichensprache, widrige aeuszere Umstaende bezueglich der Akzeptanz der Auswahl der Arbeit, aber auch Lob, lieszen Unsicherheit und gesellschaftliche Isolation der Befragten, der Thematik in der hiesigen Gesellschaft, und den Abgrenzungsmechanismen von damit Konfrontierten, durchscheinen. Ein mir neuer Forschungsbereich eroeffnete sich: Menschen mit besonderen Beduerfnissen und deren gesellschaftliche Isolation. Der Philosoph Peter Sloterdijk schreibt in seinem Werk " Sphaeren" über ko- isolierte Existenz:
Nach anfaenglichen Schwierigkeiten sich dem Thema in geeigneter Art und Weise zu naehern, gelang es mir mittels Recherche im Internet mich mit den Quellen und Zusammenhaengen auseinander zusetzen. Ein schwieriges Thema, keine Antworten auf Anfragemails, Literatur, die in den Bibliotheken nicht auffindbar war, mangelnde gesetzliche Gleichstellung, wie zum Beispiel die Aberkennung der Gueltigkeit der Zeichensprache, widrige aeuszere Umstaende bezueglich der Akzeptanz der Auswahl der Arbeit, aber auch Lob, lieszen Unsicherheit und gesellschaftliche Isolation der Befragten, der Thematik in der hiesigen Gesellschaft, und den Abgrenzungsmechanismen von damit Konfrontierten, durchscheinen. Ein mir neuer Forschungsbereich eroeffnete sich: Menschen mit besonderen Beduerfnissen und deren gesellschaftliche Isolation. Der Philosoph Peter Sloterdijk schreibt in seinem Werk " Sphaeren" über ko- isolierte Existenz:
" Damit beansprucht er ( Anmerkung AS: Peter Sloterdijk) nichts weniger als eine
atmosphaerische Deutung des sozialen Raums, der Raumschoepfung und der damit
verbundenen "Immunraum- Produktionen". Sloterdijk schließt an den alten
philosophischen Topos an, nach dem der Mensch auf der Suche nach seiner
verlorenen Haelfte sei und sich staendig in zumeist unterentwickelten
Ergaenzungserfahrungen uebt, die in Beziehungen und in Sekten oder aber mit
Ideologien, Drogen, Alkohol, Haustieren usw. besetzt werden. Schaeume bilden
außerdem den Gegensatz zum Einheitsdenken und stehen für die Vielheit an
Eigenwelten, die Menschen entwickelt haben. Beispielhaft dafür sind die modernen
Apartmenthäuser und ihre Single-Haushalte. Ein großer Teil des Textes widmet
sich einer Rekonstruktion der Architekturgeschichte, die diese "Selbstcontainer"
entworfen hat.
Im Medium der modernen Architektur werde naemlich
explizit, wie der Mensch heute in der Welt ist: nicht mehr in einer
metaphysischen Einheits-sphäre, nicht mehr in eine Kollektivunternehmung
eingespannt, sondern als "ko- isolierte Existenz". Einzelne zelluläre Weltblasen
sozusagen, die sich über unterschiedliche Medien (Architektur, Massenmedien,
Marktbeziehungen) integrieren und strukturell zu Schaum verdichten. 1 "
" Die Schaumtheorie, die ich in «Sphaeren III» entwickle, ist nuetzlich für all jene, die begriffen haben, dass sie mit ihrem Nachbarn nichts zu tun haben wollen, und trotzdem eine gute Erklaerung dafuer brauchen, warum sie ihn nicht loswerden. Anders formuliert: Ich versuche, eine Antwort zu geben auf die Frage nach den Raetseln der Gleichzeitigkeit von so verschiedenen Lebensphaenomenen, die auf engem Raum zusammengeballt sind, ohne sehr viel miteinander zu tun haben zu können beziehungsweise zu wollen. Schaum ist eine Metapher, die hilft, diese grossen Akkumulationen von menschlichen Lebensformen zu beschreiben – unter Vermeidung des Begriffs «Gesellschaft». 2"
Das Angebot im Internet erstreckt sich über private Gruppen, wie " Disability and Media 3", die Bezug nehmen auf das europaeische Jahr der Menschen mit besonderen Beduerfnissen 2003, Filmfestivals und Medien, sowie " Anthropology and Disability Research 4" in der Kategorie " Disability Rights 5", " Disabled 6", oder projektorientierte Seiten der Stadt Wien, wie " Jugend am Werk 7".
2 The Feather
Das Haus " Jugend am Werk" gibt jungen und Menschen mit besonderen Beduerfnissen die Moeglichkeit, einen Ausbildungsplatz, Wohngelegenheiten, Werkstaetten, berufliche Integration, Fahrtendienst und Beratung zu finden. Die Praemissen zur Selbststaendigkeit und Selbstverantwortlichkeit sind im Leitbild, mit dem Ziel den Betreuten ein erfuelltes und integriertes Leben zu bieten, inkludiert. Zahlreiche Veranstaltungen und kuenstlerische Arbeit sollen den Alltag bunter gestalten 8. Mein Versuch Kontakt aufzunehmen scheiterte, denn Post wurde nicht beantwortet, Entscheidungskompetenzen übertragen, wie " Das kann ich nicht allein entscheiden", bis letztendlich der verantwortliche Bereichsleiter konstatierte, " Wir haben keine Zeit für sowas". Ich gewoehnte mich an schroffe Zurueckweisungen, und erstellte einen Katalog der in Wien und Umgebung ansaessigen Betreungsorganisationen. Ich veraenderte meinen Forschungsansatz, indem ich Werner Zips Vorschlag zu kommunikativer Feldforschung, die ihren Feldbegriff nicht auf einen raeumlich definierten Objektbereich abstellt, sondern auf ein soziales Handlungsfeld, annahm ( Zips 2003: 40 f.). Denn:
" In der kommunikativen interpersonellen Praxis zeigt sich die aktualisierte Gegenwart der interkulturellen Geschichte. ( Zips 2003: 41)"
Zusaetzlich bezog ich den Newsletter von Bizeps 9, einem Behindertenberatungszentrum und Zentrum für Selbstbestimmtes Leben, der mindestens einmal in der Woche internationale Nachrichten, aber auch das Thema Gleichstellungsgesetz 10, dokumentiert.
" Our cities present scenes that are almost reminiscent of Calcutta, but to most urban Americans 11 the homeless have become invisible. They walk around the human rag piles, they avert their eyes, and they maintain the myth that they dwell in what some politicians have called ' a shining city on a hill'. They do the same thing with the disabled. ( Murphy 1995: 143)".
______________________________________________________________________________________
1 Hartmann, Frank: http://www.heise.de/bin/tp/issue/dl-print.cgi?artikelnr=17533&rub_ordner=inhalt&mode=print
2 Gächter, Sven: http://www.weltwoche.ch/artikel/print.asp?AssetID=8227&CategoryID=62
3 Disability and Media: http://groups.yahoo.com/group/disABILITY-and-MEDIA/
4 Anthropology and Disability Research: http://groups.yahoo.com/group/AnthropologyDisabilityResearch/
5 Disability Rights: http://dir.groups.yahoo.com/dir/Cultures___Community/Groups/Disabled/Disability_Rights
6 Disabled: http://dir.groups.yahoo.com/dir/Cultures___Community/Groups/Disabled
7 Jugend am Werk: http://www.jaw.at/
8 Jugend am Werk Geschichte: http://www.jaw.at/seiten/geschichte.html
9 Bizeps: http://www.bizeps.or.at
10 Siehe: Bizeps Diskussionsforen und die ungeuerliche Assoziation mit Tierschutzgesetzen
11 Die Konnotation der Unsichtbarkeit ist für mich hier wesentlich.
3 The Bones
Ich möchte voranstellen, dasz ich quantitative Forschung nicht beruecksichtigt habe, sondern mir vor allem intuitive und sensible Interviewtechnik wichtig war. Ich notierte lediglich zentrale Themen, wie Basisfragen und Stichwoerter, und proponierte, Gespraeche flieszen zu lassen. " Disabled" grenzte ich für diese Arbeit auf Menschen ein, die aufgrund einer koerperlichen Schwaeche besondere Beduerfnisse haben. Im Vorwort zu " Disability and Culture" schreiben Ingstad und Whyte über die Problematik der verschiedenen Betrachtungsweisen von " Disability", die oft eine medizinisch- therapeutische Komponente aufweist. Wesentlich für mich war,
" Cross- cultural studies of disability must involve consideration of its cultural construction in Western society ( Ingstad, Whyte 1995: 7 f.). “
Nicht Therapiemoeglichkeiten, die Frage nach der Bewaeltigung des Alltags und dem Sein in einer Gesellschaft der zwanghaften Jugendlichkeit und dazu erfundenen Schoenheitsideale, stehen im Zentrum meines Interesses, denn, so meine These, Menschen mit besonderen Beduerfnissen sind nach wie vor von der Gesellschaft ( ko-) isoliert. Viele Befragte wollten angesichts meines Walkmans nicht sprechen, erlaubten auch keine Photos, oder verweigerten sofort das Interview auf der Strasze beispielsweise. Exemplarisch erwaehne ich die folgend angefuehrten Personen, deren Schwaeche in der Physis liegt.
3. 1 Fuehlen Sie sich in die Gesellschaft integriert?
Alle Befragten fuehlen sich einigermaszen in die Gesellschaft integriert. Schwierig-keiten im oeffentlichen Bereich, also fehlende Aufzuege oder behindertengerechter Zugang zu allen Transportmitteln und Gebaeuden, fuehren vor Augen, wie mit Integration umgegangen wird. Kommunikation mit anderen war oft gepraegt von der Erfahrung, dasz koerperliche mit geistiger Schwaeche verbunden sei. X fühlt sich voll integriert, sein toleranter Freundeskreis nimmt Ruecksicht und betrachtet es als selbstverstaendlich für ihn da zu sein. W wurde in der Schule nicht ernst genommen, kompensierte aber alle Angriffe wegen ihrer koerperlichen Schwaechen mit einem ausgezeichneten Studium. Y aeuszerte Ähnliches wie X, seine Freunde lieszen ihn seine Behinderung nicht merken.
3. 2 Welche Barrieren nehmen Sie wahr?
Barrieren im oeffentlichen Raum wurden als Einschraenkung der persoenlichen Freiheit empfunden, Rollstuhlfahrer koennen nicht jederzeit zu jedem gewuenschten Ort gelangen, ihr Handlungsfeld ist eingeschraenkt, wie zum Beispiel Straszenbahn und Autobusse, fehlende Schaltung bei Ampeln, Stiegenhaeuser ohne Aufzug. Mangelnde Hilfsbereitschaft der Umstehenden erschwert von anderen unabhaengige Mobilisierung, ein weiszer Stock eines Blinden wird nicht gesehen oder ignoriert. Als Barriere wird auch die " stumme" Gesellschaft wahrgenommen, die auf Ansprache wenig oder nicht reagiert, spottet und Menschen mit besonderen Bedürfnissen meidet. Veranstalter nehmen wenig Ruecksicht, dies habe sich aber in den vorigen Jahren geaendert, weil Menschen in Rollstuehlen nahe zur Buehne geschoben werden können.
Anmerkung AS: Kinos nehmen nach eigener Beobachtung noch keine Ruecksicht auf Gehoersverlust oder Taubheit.
3. 3 Mit welchen Problemen sind Sie im Alltag konfrontiert?
Abgesehen von Rollstuehlen, die mit ihren technischen Finessen sehr kostspielig sind, gibt es noch wenig technische Loesungen beispielsweise einen Blindenstock zur sensorischen Gehhilfe zu gestalten. Spezialschuhe, die den schraegen Beckenstand von W ausgleichen, kosten einige hundert Euro, deren Preis nur begrenzt von den Krankenkassen uebernommen wird. Oft wird vorausgesetzt, dasz ein oder zwei Paar Schuhe " genug" seien, um den Alltag zu bestreiten, wenn diese Maszanfertigungen ueberhaupt genehmigt werden. Geraete für den Haushalt werden als Second Hand Ware angeboten, verursachen hohe Kosten bei einem Neuerwerb. Y uebt Klavier nach Gehoer, er kennt seine Musiken auswendig, wie seine Instrumente. Seine Haende gleiten wie Sensoren ueber die Klaviatur, er spielt gerne mit anderen Musikern, begleitet auch Theaterstuecke. Das Tonstudio, in dem X arbeitet, wurde seinen Beduerfnissen angepasst, die Tuerschwellen mit Schraegen versehen, die Hoehe des Mischpults der Sitzhoehe im Rollstuhl angepasst.
Anmerkung AS: Mir wurden trotz 50% Gehoerverlust keine Hoergeraete bewilligt, diese mueszte ich daher zu einem Preis ab sechshundert Euro selbst bezahlen, so auch keine Schuhe, die mein kuerzeres Bein abglichen.
3. 4 Gleichstellungsgesetz- ihre Meinung?
Alle Befragten muntern auf, die derzeitigen Gesetze weiterhin zu kritisieren und zu diskutieren, damit Gleichstellung erreicht werden kann. Ideal waeren Rechte und Moeglichkeiten, wie sie in den USA standardisiert geboten werden. Gluecklicherweise gibt es NGO´s, die um Rechte der Behinderten kaempfen und legitime Vertretung bieten, denn man( n)/ frau „ kann sich nicht auf Aemter verlassen“.
3. 5 Fuehlen Sie sich qualitativ ausreichend betreut?
Alle Befragten fuehlen sich, abgesehen von den Kosten, qualitativ ausreichend be-treut, sie sind permanent unter aerztlicher Kontrolle. Einen groszen Teil der Betreu-ungsarbeit leisten Angehoerige und Freunde, ohne sie waere der Alltag nicht zu be-waeltigen.
3. 6 Fuehlen Sie sich respektiert?
In ihrem Freundeskreis fuehlen sich alle respektiert, im oeffentlichen Bereich oft aber nicht. Dem Gesetzgeber fehlt es an Mitgefuehl und Akzeptanz von Behinderungen, das aeuszert sich zusaetzlich in fehlender finanzieller Unterstuetzung.
3. 7 Wie reagieren Menschen in der Oeffentlichkeit, wenn Sie um Hilfe ersuchen?
Die meisten Angesprochenen reagieren positiv und helfen sich zurechtzufinden. Manche geben an keine Zeit zu haben, nicht helfen zu können, negieren oder hoeren nicht zu, gehen weiter oder sehen weg.
3. 8 Unterstuetzt ihre Familie Sie?
" Ja, freilich!", antworteten alle Befragten. Ohne Familie, die im taeglichen Leben Hilfe leistet, sei es ob der Mobilitaet, der Anwesenheit, oder betreffs Einkaeufen, ohne dem Freund oder der Freundin, funktioniert nichts. Der Weg zur U- Bahn und das Abholen, im Falle des blinden Mannes, ist Usus. Mobiltelefone erweisen sich als Erleichterung, denn nun kann der Abholende ad hoc verstaendigt werden, in welchem Wagon, im vorderen oder hinteren, sich Y befindet. Begleitpersonen lassen ihn nicht alleine, seine Freundin erledigt die Hausarbeit. W's Mutter erledigt einen groszen Teil der Hausarbeit, für koerperlich anstrengende Arbeit beschaeftigt sie zeitweilig eine Putzfrau.
Selbstkritisch musz ich anmerken, dasz die Befragungen sehr kurz ausfielen. Woran die relative Wortkargheit lag, kann ich derzeit noch nicht beurteilen. Ich habe gelernt, dasz ich offensichtlich bessere Fragetechniken entwickeln musz. Mein kuerzeres, rechtes Bein, meine verkruemmte Wirbelsaeule und mein nur noch zu 50% arbeitendes Gehoer, haben auch meine Erfahrung gepraegt, dennoch sind diese Schwaechen noch nicht sichtbar.
Mein Besuch in Los Angeles 2001 trug insofern zu dieser Arbeit bei, als Menschen mit besonderen Beduerfnissen ebendort jede Möglichkeit haben, sich wann und wohin auch immer bewegen zu können. Oeffentliche Autobusse verfuegen über spezielle Plattformen, die nach Bedarf ein- und ausgefahren werden. Los Angeles County bietet in Kooperation mit privaten Organisationen Buslinien und -strecken an, die ausschlieszlich für behinderte Menschen und ihre Begleitpersonen regelmaeszig, im Halb- oder Ganzstundentakt, die gesamte Stadt befahren. Diese beispielhafte Praxis existiert nicht nur im Transportbereich, auch frei verkaeufliche Medikamente sind in Drugstores leicht und unbürokratisch zugaenglich. Menschen mit besonderen Beduerfnissen koennen sich mit Unterstuetzung des Staates ausbilden, im Gegensatz zu hiesigen Verhaeltnissen.
3. 1 Fuehlen Sie sich in die Gesellschaft integriert?
Alle Befragten fuehlen sich einigermaszen in die Gesellschaft integriert. Schwierig-keiten im oeffentlichen Bereich, also fehlende Aufzuege oder behindertengerechter Zugang zu allen Transportmitteln und Gebaeuden, fuehren vor Augen, wie mit Integration umgegangen wird. Kommunikation mit anderen war oft gepraegt von der Erfahrung, dasz koerperliche mit geistiger Schwaeche verbunden sei. X fühlt sich voll integriert, sein toleranter Freundeskreis nimmt Ruecksicht und betrachtet es als selbstverstaendlich für ihn da zu sein. W wurde in der Schule nicht ernst genommen, kompensierte aber alle Angriffe wegen ihrer koerperlichen Schwaechen mit einem ausgezeichneten Studium. Y aeuszerte Ähnliches wie X, seine Freunde lieszen ihn seine Behinderung nicht merken.
3. 2 Welche Barrieren nehmen Sie wahr?
Barrieren im oeffentlichen Raum wurden als Einschraenkung der persoenlichen Freiheit empfunden, Rollstuhlfahrer koennen nicht jederzeit zu jedem gewuenschten Ort gelangen, ihr Handlungsfeld ist eingeschraenkt, wie zum Beispiel Straszenbahn und Autobusse, fehlende Schaltung bei Ampeln, Stiegenhaeuser ohne Aufzug. Mangelnde Hilfsbereitschaft der Umstehenden erschwert von anderen unabhaengige Mobilisierung, ein weiszer Stock eines Blinden wird nicht gesehen oder ignoriert. Als Barriere wird auch die " stumme" Gesellschaft wahrgenommen, die auf Ansprache wenig oder nicht reagiert, spottet und Menschen mit besonderen Bedürfnissen meidet. Veranstalter nehmen wenig Ruecksicht, dies habe sich aber in den vorigen Jahren geaendert, weil Menschen in Rollstuehlen nahe zur Buehne geschoben werden können.
Anmerkung AS: Kinos nehmen nach eigener Beobachtung noch keine Ruecksicht auf Gehoersverlust oder Taubheit.
3. 3 Mit welchen Problemen sind Sie im Alltag konfrontiert?
Abgesehen von Rollstuehlen, die mit ihren technischen Finessen sehr kostspielig sind, gibt es noch wenig technische Loesungen beispielsweise einen Blindenstock zur sensorischen Gehhilfe zu gestalten. Spezialschuhe, die den schraegen Beckenstand von W ausgleichen, kosten einige hundert Euro, deren Preis nur begrenzt von den Krankenkassen uebernommen wird. Oft wird vorausgesetzt, dasz ein oder zwei Paar Schuhe " genug" seien, um den Alltag zu bestreiten, wenn diese Maszanfertigungen ueberhaupt genehmigt werden. Geraete für den Haushalt werden als Second Hand Ware angeboten, verursachen hohe Kosten bei einem Neuerwerb. Y uebt Klavier nach Gehoer, er kennt seine Musiken auswendig, wie seine Instrumente. Seine Haende gleiten wie Sensoren ueber die Klaviatur, er spielt gerne mit anderen Musikern, begleitet auch Theaterstuecke. Das Tonstudio, in dem X arbeitet, wurde seinen Beduerfnissen angepasst, die Tuerschwellen mit Schraegen versehen, die Hoehe des Mischpults der Sitzhoehe im Rollstuhl angepasst.
Anmerkung AS: Mir wurden trotz 50% Gehoerverlust keine Hoergeraete bewilligt, diese mueszte ich daher zu einem Preis ab sechshundert Euro selbst bezahlen, so auch keine Schuhe, die mein kuerzeres Bein abglichen.
3. 4 Gleichstellungsgesetz- ihre Meinung?
Alle Befragten muntern auf, die derzeitigen Gesetze weiterhin zu kritisieren und zu diskutieren, damit Gleichstellung erreicht werden kann. Ideal waeren Rechte und Moeglichkeiten, wie sie in den USA standardisiert geboten werden. Gluecklicherweise gibt es NGO´s, die um Rechte der Behinderten kaempfen und legitime Vertretung bieten, denn man( n)/ frau „ kann sich nicht auf Aemter verlassen“.
3. 5 Fuehlen Sie sich qualitativ ausreichend betreut?
Alle Befragten fuehlen sich, abgesehen von den Kosten, qualitativ ausreichend be-treut, sie sind permanent unter aerztlicher Kontrolle. Einen groszen Teil der Betreu-ungsarbeit leisten Angehoerige und Freunde, ohne sie waere der Alltag nicht zu be-waeltigen.
3. 6 Fuehlen Sie sich respektiert?
In ihrem Freundeskreis fuehlen sich alle respektiert, im oeffentlichen Bereich oft aber nicht. Dem Gesetzgeber fehlt es an Mitgefuehl und Akzeptanz von Behinderungen, das aeuszert sich zusaetzlich in fehlender finanzieller Unterstuetzung.
3. 7 Wie reagieren Menschen in der Oeffentlichkeit, wenn Sie um Hilfe ersuchen?
Die meisten Angesprochenen reagieren positiv und helfen sich zurechtzufinden. Manche geben an keine Zeit zu haben, nicht helfen zu können, negieren oder hoeren nicht zu, gehen weiter oder sehen weg.
3. 8 Unterstuetzt ihre Familie Sie?
" Ja, freilich!", antworteten alle Befragten. Ohne Familie, die im taeglichen Leben Hilfe leistet, sei es ob der Mobilitaet, der Anwesenheit, oder betreffs Einkaeufen, ohne dem Freund oder der Freundin, funktioniert nichts. Der Weg zur U- Bahn und das Abholen, im Falle des blinden Mannes, ist Usus. Mobiltelefone erweisen sich als Erleichterung, denn nun kann der Abholende ad hoc verstaendigt werden, in welchem Wagon, im vorderen oder hinteren, sich Y befindet. Begleitpersonen lassen ihn nicht alleine, seine Freundin erledigt die Hausarbeit. W's Mutter erledigt einen groszen Teil der Hausarbeit, für koerperlich anstrengende Arbeit beschaeftigt sie zeitweilig eine Putzfrau.
Selbstkritisch musz ich anmerken, dasz die Befragungen sehr kurz ausfielen. Woran die relative Wortkargheit lag, kann ich derzeit noch nicht beurteilen. Ich habe gelernt, dasz ich offensichtlich bessere Fragetechniken entwickeln musz. Mein kuerzeres, rechtes Bein, meine verkruemmte Wirbelsaeule und mein nur noch zu 50% arbeitendes Gehoer, haben auch meine Erfahrung gepraegt, dennoch sind diese Schwaechen noch nicht sichtbar.
Mein Besuch in Los Angeles 2001 trug insofern zu dieser Arbeit bei, als Menschen mit besonderen Beduerfnissen ebendort jede Möglichkeit haben, sich wann und wohin auch immer bewegen zu können. Oeffentliche Autobusse verfuegen über spezielle Plattformen, die nach Bedarf ein- und ausgefahren werden. Los Angeles County bietet in Kooperation mit privaten Organisationen Buslinien und -strecken an, die ausschlieszlich für behinderte Menschen und ihre Begleitpersonen regelmaeszig, im Halb- oder Ganzstundentakt, die gesamte Stadt befahren. Diese beispielhafte Praxis existiert nicht nur im Transportbereich, auch frei verkaeufliche Medikamente sind in Drugstores leicht und unbürokratisch zugaenglich. Menschen mit besonderen Beduerfnissen koennen sich mit Unterstuetzung des Staates ausbilden, im Gegensatz zu hiesigen Verhaeltnissen.
4 Bibliographie & Quellenverzeichnis
4 .1 Inet
Anthropology and Disability Research: http://groups.yahoo.com/group/AnthropologyDisabilityResearch/
2004- 10- 30/ 11: 52 AM USA: Yahoo! Groups
Bizeps:
http://www.bizeps.or.at
2004- 10- 30/ 12: 20 PM Wien: Bizeps
Disability and Media:
http://groups.yahoo.com/group/disABILITY-and-MEDIA/
2004- 10- 30/ 11: 53 AM USA: Yahoo! Groups
Disability Rights: http://dir.groups.yahoo.com/dir/Cultures___Community/Groups/Disabled/Disability_Rights
2004- 10- 30/ 11: 50 AM USA: Yahoo! Groups
Disabled:
http://dir.groups.yahoo.com/dir/Cultures___Community/Groups/Disabled
2004- 10- 30/ 11: 55 AM USA: Yahoo! Groups
Gächter, Sven: Interview «Es gibt lediglich Dividuen». http://www.weltwoche.ch/artikel/print.asp?AssetID=8227&CategoryID=62
2004- 07- 12/ 10: 08 AM Schweiz: Weltwoche Ausgabe Woche 29
Hartmann, Frank: Kritik der monozentrischen Vernunft. http://www.heise.de/bin/tp/issue/dl-print.cgi?artikelnr=17533&rub_ordner=inhalt&mode=print
2004- 06- 03/ 4 : 22 PM Deutschland: Heise TP
Jugend am Werk:
http://www.jaw.at/
2004- 10- 26/ 2 : 47 PM Wien: Stadt Wien
4 .2 Print:
Ingstad, Benedicte & Reynolds Whyte, Susan: Disability and Culture.
1995 USA: University of California Press
Murphy, Robert: The Body Silent in America., In: Ingstad, Benedicte & Reynolds Whyte, Susan: Disability and Culture.
1995 USA: University of California Press
Sloterdijk, Peter: Sphären I- III
2004 Frankfurt/ Main: Suhrkamp
Zips, Werner: Das Stachelschwein erinnert sich.
2003 Wien: WUV
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