Monday, May 09, 2005

Report PresseClub Concordia: April 28, 2005

Justice in the Media ?
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Die Veranstaltung im Presseclub Concordia in der Wiener Bankgasse, mit der Frage nach mehr Gerechtigkeit in den Medien und fairer Berichterstattung, die neueste Erkenntnisse der Wissenschaft sowohl berücksichtigt, als auch dem geneigten Konsumenten medial übermitteln soll, wurde nicht nur vom Club der österreichischen Publizisten unterstützt, sondern auch von einigen NGOs, wie zum Beispiel der Organisation ZARA. ZARA, kurz für Zivilcourage und Anti – Rassismusarbeit publiziert jährlich den Rassismus Report in Zusammenarbeit mit: die Bunte, Deserteurs- und Flüchtlingsberatung, Fair Play, Forum gegen Antisemitismus, Grün – Alternative Jugend Wien, Grüne Vöcklabruck, Helping Hands Graz und WITAF – Arbeitsassistenz für Gehörlose. Ehrenamtliche, SpenderInnen und ZeugInnen dokumentieren in wachsender Zahl Diskriminierung, Ethnizität und Rassismus einer menschenrechtsverachtenden Gesellschaft.

Der folgende Fragenkatalog basiert auf einer internen Aussendung des Vereins ZARA und soll systematische Marginalisierung im Kriminalitätsdiskurs beleuchten:

1. Welche Rolle kommt den Medien in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung zu, und wie wird systematische Kriminalisierung politisch instrumentalisiert?
2. Kann in diesem Kontext von einer breiten Medienlandschaft gesprochen werden?
3. Welche Darstellungstraditionen Schwarzer Menschen spiegeln sich im medialen Diskurs wieder, und welche neuen Entwicklungen zeichnen sich ab?
4. Welche Grundlagen müssten für mehr „Justice in the Media“ geschaffen werden?

Schwarze Menschen der Black Community in Wien fühlen sich durch rezente Übergriffe veranlasst, Integration und Repräsentation in Medien zu diskutieren. Das Network of African Communities (NAC) und die Alliance Against Racism in the Media (ALARM) luden Redakteure österreichischer Printmedien zur Podiumsdiskussion, namentlich die Journalisten Rabl (Kurier) und Thurnher (Falter), die weder Interesse zeigten, noch erschienen. Die meisten Diskutanten arbeiten in akademischen Bereichen als Studierende oder Professoren, sind aber auch bei Radio Afrika, Malmoe, Kurier oder den oben angeführten NGOs beschäftigt. Die filmische Einleitung bildete ein Videomitschnitt aus Sendungen des ORF zur „Operation Spring“, einer Aktion der Wiener Exekutive im Jahr 1999.

Joe Taylor, im Panafrican Forum tätig, spricht über Instrumentalisierung von Diskriminierung, weil nach „Operation Spring“ Medien ausführlich über Inhaftierungen berichteten, und sukzessive Diskreditierung als „Angst vor´m Schwarzen Mann“ betrieben wurde. Fragen zu stellen, so hebt er hervor, wurde gleichsam „kriminell“ beurteilt, Reportagen von zahlreichen Freilassungen aus der Staatsgewalt fehlen wie in Apartheitspolitik. „Affirmative Actions“ beschreibt er leider nicht genauer, positioniert sich aber skeptisch bezüglich Medien im allgemeinen. Der Grundsatz der Freiheit, Sicherheit und Liebe gelte auch als Basis für MigrantInnen in Österreich und der europäischen Union.

Die Moderatorin Beatrice Achaleke stellt klar, dass meinungsbildende Medien ein höheres Mass an Verantwortung übernehmen sollten. Ihre Aktivitäten bei der Schwarze Frauen Community beleuchtet unter anderem das Thema Rassismus: „Wer oder was vermittelt was und wem?“

Joe Berghold berücksichtigt den historisch – kulturellen Hintergrund, indem er die Prosperität, die Simulation des Reichtums, in kolonialistischen Hegemonieansprüchen loziert. „Neo – liberale Erbarmungslosigkeit“ beschwichtigt mittels populistischer Demagogie Ängste, Schwächere werden verfolgt. Die „Achillesferse“ der Realität, der Rassismus, beeinträchtigt Menschlichkeit und Lebensqualität, nicht nur in Österreich. Angst vor Problemen und Gefühlen werden zu mächtigsten Mitteln der Diskriminierung im Feld der Macht unter dem Deckmantel der gesellschaftlichen Interessen. Individuelle Betroffenheit kann ohne Involvierung nicht entwickelt werden, Bedrohungsgefühle lassen so psychologische Widerstände erwachsen, denn Mechanismen der Diskriminierung sind die dominantesten, auch im Diskurs der Medien mit Führungsverantwortung.

Simon Inou, ein Initiator des AfricaNet und Student der Publizistik, erkennt konspirative Konstrukte auf sprachlicher Ebene, durch deren Distanziertheit Kontakt nur über Dritte überwunden werden kann. „Ungehörte“ Fragen werden nicht beantwortet, ein Diskurs über Informationsrezeption fehlt. Radio Afrika versucht, diese Problematik zur Sprache zu bringen. Er setzt Reichtum in Korrelation zu Egalität, die im Falle Ärmerer nicht angewendet wird: „Ein reicher Schwarzer Schauspieler in Hollywood würde nie als Schwarzer Schauspieler bezeichnet werden, er wird mit seinem Namen, seiner Arbeit und dem Wohlstand in Beziehung gebracht.“ Beatrice Achaleke regt einen „Black Journalism“ an, in dem Qualität der Sprache in Bezug auf Rassismen analysiert wird.

Simon Kravagna, praktiziert erste Berufserfahrungen in der Redaktion der Tageszeitung Kurier, und spricht über die Problematik der Anerkennung als Journalist in der österreichischen Medienlandschaft. Seine Dissertation beinhaltet die zwefelhaften Vorgänge um „Operation Spring“. Er postuliert, dass systematische Diskreditierung durch Kriminalitätsraten auf Angaben der Polizei beruhen, aber nicht hinterfragt werden. Seine Explikation des „ethnic profiling“ erschreckt das Publikum, wie auch bestürzte Diskutanten, denn, so Simon Kravagna, die Exekutive entscheidet gegen wen ermittelt wird, angeblich berechtige das Auftreten von mehr als drei Schwarzen Menschen im öffentlichen Raum zur Perlustrierung [Anmerkung Sybille Amber: In praxi in Wiener Aussenbezirken bereits beobachtet und photographiert. Nicht nur diese Bilddokumente verschwanden im Photoladen, der mit der Entwicklung betraut war, auch Ablichtungen von Beschmierungen im öffentlichen Raum im Dienste von ZARA. Fazit: Photos selbst entwickeln.]. Fadenscheinige Thesen der Exekutive werden gleich und immer wieder bestätigt, aber: „Wieso werden Erfolgserlebnisse auf diese Weise wiederholt produziert?“. Und: „Was bedeutet Personalisierung in diesem Zusammenhang?“

Sylvia Köchl, Redakteurin der Zeitschrift Malmoe resümiert, dass Drogendelikte in Eigeninitiative der Exekutive die Polizeiberichterstattung prägen. Ihr zufolge müssten die Mechanismen der Diskurse in einer Transparenz kritischen Journalismus münden, die Felder der Macht und Kontrollmechanismen schaffen Politik, die einseitige Reportagen fördern. Beatrice Achaleke ergänzt, dass die Produktion von Distanz Kriminalisierung bedingt, und die betroffenen AkteurInnen – die schwächere Gruppe – rassistischen Paradoxa ausgeliefert ist, wie beispielsweise im Rassismus Report festgehalten.

Araba Evelyn Johnston – Arthur kritisiert im Rahmen ihrer Diplomarbeit strukturelle Gewalt und die historisch rekonstruierbare Kriminalisierung der Black Diaspora. Bilder funktionieren als Repräsentationen im Westen, so auch in Europa. Die Macht in / der Medien pathologisiert Kriminalität, die Unverhältnismässigkeit der Transformation in Medien schafft Berichte über „Objekte“, nicht Menschen, wobei sie den Fall Seibani Wague anführt. So werden Feindbilder geschaffen, deren Mechanismen die paradigmatische Umkehrung von Opfer und Nicht – Opfer herbeiführt. Kontakt mit der Exekutive sei ein „europäisches Muster“ bestimmter historisch – struktureller Diskriminierungsmechanismen, so auch Bilder und Sprache, in der Bezeichnungen kategorisch Rassismus entwickeln, zum Beispiel „Drogendealer“ als Metapher für „modernen Rassismus“ agiert. Die „Tradition des Othering“ äussert sich zusätzlich in der Gender Perspektive in einer Sexualisierung von Schwarz sein, besonders aber von Schwarzen Frauen, die als „natürlich sexuell orientierte Wesen“ vorgestellt, schlimmstenfalls als Prostituierte imaginiert werden.

Publikumsbeiträge tadeln Medien im allgemeinen wegen unfairer Berichterstattung, stereotyper Sprache, zu wenig Information für MigrantInnen und Nicht – MigrantInnen betreffs der Integration und alltäglichen Interaktion. Kritische Publizistik kann rassistische Stereotype medial systematisch untersuchen, einige abjizieren die Produktion von Kategorien und Kriterien [Anmerkung Sybille Amber: Das Phänomen der „new ethnicity“ in den USA bezeichnet die Unterscheidung zwischen „African Americans“, „AmerIndians“, „Asian Americans“ und „Hispanians“, etc.], oder fragen danach, wer diese schafft. Die österreichische Gesellschaft wird als „geschlossene Gesellschaft“ wahrgenommen, die „Festung Europa“ als Hindernis zu offenen, menschlichen, Interaktionen. So auch das Projekt „Multikulturalismus“, das zunehmend als Kategorisierung – zu einer anderen Kultur gehörend [Anmerkung Sybille Amber: Kulturalismus als „intelligenter Antijudaismus“, „Negierung des Rassismus“ oder „new ethnicity“] – empfunden wird.

Literatur:

Ginrich, Andre: Concepts of Race Vanishing, Movements of Racism Rising?
Global Issues and Austrian Ethnography
2004 London / Vienna: Routledge ETHNOS 69, PP. 156 - 176

Zara: Rassismus Report
2000 - 2004

Sybille Amber
2005-05-08 6:13:48 PM

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posted by Sybil Amber at 5/09/2005 02:03:00 PM

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