Emil
( Photo: Weitzmann)
Emil, unser Opapa. In den zwanziger Jahren, lange bevor er desertierte.
Sein Papa war Journalist mit Namen Kraus, den er aber kaum kannte. Er war ein " uneheliches" Kind, im 19. Jahrhundert noch etwas Skandaloeses, und wuchs bei seiner Mama auf. In den zwanziger Jahren wollte er in die USA auswandern, lernte Omama bei einem Vortrag an der Universitaet kennen. Sie blieben in Wien und zeugten zwei Kinder, Erich und Otti. In den Wirren der 30er Jahre, arbeitslos, eroeffnete das Ehepaar einen Modesalon mit Maszschneiderei in der Groszen Neugasse und publizierte eine Modezeitschrift. Omama hatte zuvor bei
" Feinstein & Feivelsohn" am Graben gejobt. Er schrieb unter dem Pseudonym " Emil Lime", konnte sich lange vor den Nazis verstecken. Inwieweit er im Untergrund/ Widerstand involviert war, weisz ich noch nicht genau, und ob er eine eigene Druckerpresse oben im Buero des Modesalons hatte. Dann wurde der Modesalon geschlossen, weil es keine Ware mehr gab. Das Ehepaar begruendete mit Absicht eine Baeckerei in der Maerzstrasze, welche als " lebenserhaltender Betrieb" galt und daher mit Grundnahrungsmitteln versorgt wurde: Das Firmenauto war mit einem " roten Winkel" abgestempelt, der als " Kennzeichnung" fuer " politische Verbrecher" aufgezwungen wurde. Zuerst ein " Opel Super Six", dann ein " Jeep". Mehlsaecke und Kamine dienten als Versteck.
Irgendwann ging´s nicht mehr, und Opapa wurde " zur Wehrmacht eingezogen". Er desertierte Ende des Jahres 1944 aus Rudolphsstadt, fluechtete mit einer Draisine nach Niederoesterreich, wo Omama´s Familie ein Haus hatte. Bis zum Kriegsende versteckte er sich im Schweinestall, dort konnten ihn die Hunde nicht finden. Bis, wie Omama sagte, " die Russen" kamen und alles stahlen- " Ura und Kold"- im Brunnen in einem Sack versteckt. Sie gingen zu Fusz nach Wien, ueber die kaputte Floridsdorfer Bruecke, zur Baeckerei Kitzler&Co und ihrer Wohnung. In den 40er Jahren explodierte der Ofen ebendort, und Emil erlag seinen Verletzungen. Omama wurde durch einen zehnjaehrigen Prozess verfolgt, die Behoerden drangsalierten die ganze Familie, bis ihre Unschuld am Unfall bewiesen war.
Sein Papa war Journalist mit Namen Kraus, den er aber kaum kannte. Er war ein " uneheliches" Kind, im 19. Jahrhundert noch etwas Skandaloeses, und wuchs bei seiner Mama auf. In den zwanziger Jahren wollte er in die USA auswandern, lernte Omama bei einem Vortrag an der Universitaet kennen. Sie blieben in Wien und zeugten zwei Kinder, Erich und Otti. In den Wirren der 30er Jahre, arbeitslos, eroeffnete das Ehepaar einen Modesalon mit Maszschneiderei in der Groszen Neugasse und publizierte eine Modezeitschrift. Omama hatte zuvor bei
" Feinstein & Feivelsohn" am Graben gejobt. Er schrieb unter dem Pseudonym " Emil Lime", konnte sich lange vor den Nazis verstecken. Inwieweit er im Untergrund/ Widerstand involviert war, weisz ich noch nicht genau, und ob er eine eigene Druckerpresse oben im Buero des Modesalons hatte. Dann wurde der Modesalon geschlossen, weil es keine Ware mehr gab. Das Ehepaar begruendete mit Absicht eine Baeckerei in der Maerzstrasze, welche als " lebenserhaltender Betrieb" galt und daher mit Grundnahrungsmitteln versorgt wurde: Das Firmenauto war mit einem " roten Winkel" abgestempelt, der als " Kennzeichnung" fuer " politische Verbrecher" aufgezwungen wurde. Zuerst ein " Opel Super Six", dann ein " Jeep". Mehlsaecke und Kamine dienten als Versteck.
Irgendwann ging´s nicht mehr, und Opapa wurde " zur Wehrmacht eingezogen". Er desertierte Ende des Jahres 1944 aus Rudolphsstadt, fluechtete mit einer Draisine nach Niederoesterreich, wo Omama´s Familie ein Haus hatte. Bis zum Kriegsende versteckte er sich im Schweinestall, dort konnten ihn die Hunde nicht finden. Bis, wie Omama sagte, " die Russen" kamen und alles stahlen- " Ura und Kold"- im Brunnen in einem Sack versteckt. Sie gingen zu Fusz nach Wien, ueber die kaputte Floridsdorfer Bruecke, zur Baeckerei Kitzler&Co und ihrer Wohnung. In den 40er Jahren explodierte der Ofen ebendort, und Emil erlag seinen Verletzungen. Omama wurde durch einen zehnjaehrigen Prozess verfolgt, die Behoerden drangsalierten die ganze Familie, bis ihre Unschuld am Unfall bewiesen war.
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